Dienstag, 23. September 2008

Buchtip im September



Interessiert an Amerika im Jahre 1820, Segelschiffe, „Moby-Dick“ und seine Wurzeln, die Geheimnisse des Pazifiks und die „zurückschlagende“ Natur – denkt man an das seit Jahrhunderten stattfindende tägliche Gemetzel an den Walen unserer Meere?

Dann ist dieses Buch für Euch vielleicht auch so faszinierend und erschreckend zugleich wie für mich.
In diesen Tagen lese ich auf Englisch: In the Heart of the Sea: The Tragedy of the Whaleship Essex von Nathaniel Philbrick. Gibt’s auch in Deutsch z.B. bei amazon: „Im Herzen der See“. Wer sich für die um die Welt gehende Geschichte der 1972 in den Anden abgestürzte Fußballmannschaft aus Uruguay interessiert hat, wird auch diese Geschichte lesen wollen.
Erzählt wird sehr kurzweilig in halb dokumentarischer Form und vielen Bildern die gut recherchierte und auf Tatsachen beruhende Unglücksfahrt der Essex (siehe Wikipedia). Ein Walfangschiff das 1819 voller Hoffnung auf einen Laderaum voller Blubber, von der damals bedeutendsten Walfängerinsel Nantucket (bei New York) mit nur 20 Mann Besatzung gen Pazifik startet. Üblicherweise dauert eine Fangtour ca. 2 Jahre, die Quäkerfrauen managen derweil die florierende Inselwirtschaft.
Westlich von Südamerika passiert nach Monaten der Fangfahrten das Unfassbare: Ein großer Pottwal rammt die Essex und bringt sie zum sinken. Welche Chancen haben die auf drei kleine Walfangboote verteilten Männer mit wenig Wasser, Schiffszwieback, 2 Schildkröten je Boot von den Galapagosinseln, die nahezu 3000 Meilen weite Reise nach Südamerikas Küste zu schaffen mit den damaligen unzureichenden Navigationsgeräten?
Eine schaurige Geschichte, die über 90 Tage auf See dauernde Odyssee, der moralische und physische Grenzen überschreitende Mannschaft der Essex, wird im Detail vor unseren Augen entblättert: Wie täglich mit nur 250 Kalorien überleben, wie sollen sich drei Boote ohne Licht auch bei Dunkelheit nicht aus den Augen verlieren (war nicht zu schaffen), wie nicht die Hoffnung verlieren angesichts nächtlicher Stürme, der Fehlentscheidungen der Verantwortlichen z.B. nicht zur Rettung nach Tahiti zu segeln - wegen angeblichem drohendem Kannibalismus. Die körperliche Qual der Austrocknung, der Schmerzen, ungeschützt dahinvegetieren in einem offenen Boot, Gewichtsverlust, Schwäche, schrumpfende Haut, geschwollene Zunge, Arme, Beine und Gelenke, blutendem Mund, Verzweiflung und Halluzinationen die sich nur noch ums Essen und Trinken drehen. Und dann liegt nach buchstäblich monatelangem Hungerns auf offener See eines Tages der erste verhungerte ausgemergelte Kamerad vor einem. Die ersten Verstorbenen bekommen noch eine Seebestattung. Doch der Hunger wird immer größer…

1 Kommentar:

Miz Minka hat gesagt…

Na, hier im Wilden Westen wuerde solch eine Gruselgeschichte aber besser in den Oktober passen (Halloween)... Schaurig!!